Die Ärztliche Begutachtung

Das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine komplexe, meist stark beeinträchtigende und chronische Erkrankung, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als neurologische Erkrankung klassifiziert wurde. Leitsymptome sind Fatigue und Belastungsintoleranz. Letztere führt oft bereits nach leichter Alltagsaktivität zu einer Verschlechterung der Symptomatik (sogenannte post-exertionelle Malaise). Desweiteren bestehen Schmerzen, Schlafstörungen , neurokognitive, neuroendokrine, autonome/vegetative und immunologische Symptome. Der Beginn liegt meist zwischen dem 16. und 45. Lebensjahr und tritt häufig nach einer Infektion auf. In Deutschland waren präpandemisch geschätzt 300.000 Menschen erkrankt, infolge von SARS Cov-2 haben die Zahlen deutlich zugenommen. Bis heute ist die Erkrankung bei einem Teil der Ärzteschaft kaum bekannt und viele Betroffene erhalten oft lange Zeit keine oder eine falsche Diagnose. Gutachtliche Relevanz hat das ME/CFS vor allem im Schwerbehindertenerecht sowie bei der sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung der Erwerbsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung.

Verfasst von: Carmen Scheibenbogen, Judith Bellmann-Strobl, Thomas Karger, Bianca Erdmann-Reusch und Uta Behrends