Rückfall ins Leben

Der Launch dieser Webseite war – verbunden mit einem Ortswechsel und anderen Faktoren – zu viel Aufregung. Der bisher härteste Crash war die Folge, nun nach über 6 Wochen geht es langsam wieder weiter mit dem Projekt

Ich hätte es besser wissen müssen. Nein, ich wusste es eigentlich besser. Ich wusste, dass diese Webseite gefährlich wird, der Launch mich belasten wird. Dass es so heftig wird, damit hatte ich allerdings nicht gerechnet…

Ich war zu der Zeit bei meiner Schwester in München, Katzen hüten. Geplant war Samstag bis Donnerstag darauf, knappe 2 Wochen. Es wurden dann über sechs Wochen.

Wie immer war es wahrscheinlich die Summe von Faktoren, vorher zu viel gemacht wie TÜV für meinen Bus, das erste Mal im Leben einen Zug verpasst (Danke BVG), die Webseite gelauncht, mit Leuten daraufhin gesprochen, in kleinem Haus mit Treppen zu viel bewegt, in der Zeit nicht geraucht und auch kein Cannabis genutzt, und und und… Auf jeden Fall war es zu viel. Anscheinend viel zu viel.

Denn was folgte war in der Intensität und Länge neu für mich. Viele Tage schwer atmend auf der Couch, überhaupt keine Medien oder Ablenkung, nur dösen. Essen. Klo. Wenn die Kraft reicht umdrehen und Katze streicheln. Starke psychische Reaktion und Symptome, und immer die große Angst – was, wenn es damit jetzt wieder dauerhaft einen Schritt schlechter wird, wieder neue Symptome dazu kommen wie in der Reha. Und dauerhaft diffuses Unwohlsein, Übelkeit, alles tut irgendwie mehr oder weniger weh, gerne auch mal etwas Schwindel und das mir schon bekannte Flackern bei geschlossenen Augen.

Und bis ich es endlich nach Hause schaffte, habe ich wieder und wieder den Zug storniert, weil ich mir 5 Stunden unterwegs mit viel aufrecht Sitzen nicht zutraute. Oder gar 7 STunden mit dem Auto. Ich wurde die Sorge nicht los, die fragile Energie nach dem eigentlichen Crash wieder zu sabotieren. Oder im schlimmsten Falle den gerade so überwundenen Crash wieder zu aktivieren, das Angstszenario des Dauercrashs. Und beim „Testsitzen“ mit Füßen auf dem Boden habe ich nicht gut durchgehalten.

Schließlich hat ein guter Freund mir die Angst vor der langen Fahrt genommen, ich habe noch ein paar gute Medikamente erhalten und besagter Freund hat mich dann mit dem Auto heim gefahren (was wäre ich ohne Familie und Freunde..). Kissen, Decke, Schlafmaske, Beine hochlagern, das ging dann besser als befürchtet. Es kam nicht zum Crash in Folge, und ich bin nur weiterhin massiv schlapp mit einer niedrigen Baseline, der Bell-Score wieder so bei 20 max 30 (entspricht ungefähr den Prozent der vollen Leistungsfähigkeit, 100 max, 0 kompletter Pflegefall).

Und nun, seit knapp zwei Wochen wieder zu Hause, starte ich gaaaanz vorsichtig wieder etwas Arbeit an diesem Projekt. Es gibt noch Stimmen die darauf warten online zu gehen, und viele News aus der Zeit. Und dabei natürlich wieder ganz besonderes Augenmerk auf

Pacen. Pacen. Pacen! legen.

Dabei ist die langsam zunehmende Energie gleichzeitig Fluch und Segen.

Segen klar, weil endlich wieder die Grundversorgung gesichert ist (Essen/Einkaufen, ein wenig Soziales, aus dem Haus gehen etc.). Fluch, weil wieder mehr geht, als möglicherweise gesund ist. Im Crash ist pacen einfach – lieg ich ja eh flach. Aber wenn wieder langsam etwas mehr geht, kann mensch auch wieder zu viel machen. Da ist es dann trotzdem wichtig, weiter viel zu liegen und zu entspannen, auch wenn sich alles eher nach Action anfühlt.

Und Action heißt hier so aufregende Dinge wie Putzen, Emails beantworten, Steuer nachholen und so.

Und das dünne Eis auf dem ich wandle knirscht, sobald ich wirklich wild werde und mal wieder einen Film schaue, ein langsames Spiel am PC probiere, oder halt wieder an der Webseite hier arbeite.

Daher belasse ich es auch bei diesem Text und lege mich jetzt erst mal wieder hin, auch wenn ich noch richtig Lust auf 1-2 Beiträge oder Stimmen hätte.

Pacen. Nervt.