Der Reha-Gedanke muss bei dieser Erkrankung völlig neu gedacht werden
Bis Ende 2022 haben in Deutschland etwa 70.000 Menschen mit Long COVID bzw. einem Post-COVID-Syndrom (PCS) eine stationäre medizinische Rehabilitation in Anspruch genommen. Bisherige Untersuchungen zur Wirksamkeit von Rehabilitation bei PCS sind u.a. aufgrund der Heterogenität des Krankheitsbildes, der Variabilität angebotener Maßnahmen sowie uneinheitlicher Endpunkte nur begrenzt aussagekräftig. Damit bleibt unklar, ob bzw. inwieweit etablierte Reha-Maßnahmen für z.B. pulmologische, kardiologische, psychosomatische oder neurologische Erkrankungen bei PCS geeignet sind.
Von 1191 Teilnehmer*innen (TN) der Befragung nutzten 733 offene Antwortformate, um ihre Erfahrungen und die Auswirkungen einzelner Maßnahmen auf ihren Allgemeinzustand ergänzend zu explizieren. Als zentrale Barrierefaktoren des Reha-Erfolgs wurde das Vorliegen einer Post-Exertionellen Malaise (PEM) bzw. deren unzureichende Berücksichtigung während der Rehabilitation benannt. 366 (50%) der 733 Betroffenen berichteten von Verschlechterungen ihres Gesundheitszustandes, insbesondere infolge von Kraft- und Ausdauertraining sowie zu umfangreicher Behandlungspläne. Als Förderfaktoren wurden die Anerkennung und Akzeptanz der individuellen Leistungsgrenzen, eine auf individuelle Einschränkungen zugeschnittene, flexible und abgestimmte Behandlungsplanung sowie die Unterstützung in der Krankheitsbewältigung beschrieben. Bei Vorliegen einer PEM kann eine Reha aus Sicht der Befragten dann hilfreich sein, wenn das zentrale Ziel in der Vermeidung einer Verschlechterung des Gesundheitszustands infolge Überanstrengung sowie im Erlernen entsprechender Verhaltensstrategien (Pacing) liegt. Viele TN wiesen auf die Notwendigkeit einer disziplinübergreifenden Maßnahme hin, um alle relevanten Symptome adressieren zu können.