Long COVID ist eine Herausforderung für Betroffene und Behandelnde

Die Diagnostik ist komplex, die Versorgungsstrukturen sind oft unzureichend und bislang gibt es keine heilenden Therapien

Das trifft vor allem die Menschen hart, die an schweren Ausprägungen eines postakuten Infektionssyndroms (PAIS) leiden. Ein neues Forschungsprojekt an der Charité – Universitätsmedizin Berlin soll die Versorgung dieser Patient:innen verbessern. Es wird vom Bundesministerium für Gesundheit mit rund 10 Millionen Euro gefördert.

Projektbeschreibung

Auch nach einer leichten viralen Infektion kann sich bei Patientinnen und Patienten, die bislang nicht vorerkrankt waren, das sogenannte post-akute Infektionssyndrom (PAIS) entwickeln. Derzeit sind dazu bereits mehr als 50 Symptome identifiziert worden. Dabei treten mehr als drei Monate nach der Infektion zumeist Erschöpfung (Fatigue), geringere Belastbarkeit, Gedächtnisstörungen oder Atembeschwerden auf und schränken den Alltag der Betroffenen stark ein. Bis zu zehn Prozent der zunächst leicht Erkrankten sind davon betroffen. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass zurzeit 120.000 Personen mit PAIS in Berlin leben.

Das Projektteam PAIS Berlin untersucht die interdisziplinäre Versorgungslage von Betroffenen mit PAIS in Berlin. Zunächst werden die bisherigen Befunde von Patientinnen und Patienten analysiert und danach deren Versorgung zwölf Monate lang erfasst. Zudem werden Interviews mit den Betroffenen zu ihren Erfahrungen geführt. Als zweiten Schritt untersuchen die Forschenden Gutachten zu Anträgen Betroffener beispielsweise auf Anerkennung einer Schwerbehinderung. Als dritten Schritt planen sie Versorgende und Patientenorganisationen zu interviewen. Anhand der Ergebnisse aus diesen drei Informationsquellen können sie die Versorgung durch verschiedene Fachärztinnen und -ärzte sowie gegenwärtige Behandlungspfade, Muster von Inanspruchnahmen und Indikatoren von Bedarfen identifizieren. Auf dieser Grundlage wollen die Forschenden anschließend ein Konzept entwickeln, das die Versorgung von PAIS-Betroffenen optimiert.

Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 2,1 Millionen Euro gefördert.

Im Erfolgsfall wird das Projekt zu einem besseren Verständnis von PAIS und dessen Verlauf beitragen und mögliche Versorgungslücken bzw. Überversorgung aufzeigen. Die Empfehlungen zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen sowie bedarfsgerechten Versorgungsangeboten dienen der Optimierung der ambulanten Versorgung, in der verschiedene medizinische Fachgebiete zusammenarbeiten.