Ein Sieg für Long-Covid-Patienten

Zwei Sozialgerichte haben die Einstufung von Long Covid als psychische Erkrankung verworfen und Betroffenen die Tür zum Schwerbehindertenrecht geöffnet. Die Urteile könnten auch anderen postviral Erkrankten helfen – wobei unklar ist, ob sich die Versorgungsämter an die Rechtsprechung gebunden sehen.

AI-Zusammenfassung:

Sozialgerichte erkennen Long Covid und ME/CFS als körperliche Erkrankungen an
Zwei Sozialgerichte in Brandenburg und Rheinland-Pfalz haben entschieden, dass Long Covid und ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) keine psychischen Erkrankungen sind. Diese Urteile ermöglichen Betroffenen die Anerkennung einer Schwerbehinderung, was zu erheblichen Vorteilen wie zusätzlichem Urlaub, Steuererleichterungen und stärkerem Kündigungsschutz führt.

 

Fallbeispiel: Pia Lingen
Die 34-jährige Pia Lingen aus Brandenburg erkrankte nach einer Corona-Infektion an ME/CFS, einer schweren Form von Long Covid. Trotz ihrer gesundheitlichen Einschränkungen hatte das Versorgungsamt ihren Behinderungsgrad (GdB) nur auf 40 festgesetzt. Das Sozialgericht Potsdam hob diese Entscheidung auf und ordnete einen GdB von 50 an, wodurch Lingen als schwerbehindert anerkannt wurde.

 

Rechtliche Bedeutung
Die Gerichte kritisierten die Einordnung von Long Covid und ME/CFS als psychische Erkrankungen durch die Versorgungsämter und verwiesen stattdessen auf die Kategorie 18.4 der Versorgungsmedizin-Verordnung, die multisystemische Syndrome umfasst. Diese Entscheidung könnte als Präzedenzfall für andere Betroffene dienen, obwohl die Versorgungsämter bisher wenig kooperativ erscheinen.

 

Ähnliches Urteil in Rheinland-Pfalz
Auch das Sozialgericht Speyer entschied, dass Post Covid eine organische Folgeerkrankung ist und nicht als psychische Störung eingestuft werden darf. Es erhöhte den Behinderungsgrad eines Klägers von 30 auf 50.

 

Probleme für Betroffene
Der Prozess zur Anerkennung einer Schwerbehinderung ist oft langwierig und belastend. Pia Lingen musste über zwei Jahre kämpfen, um ihre Schwerbehinderung anerkannt zu bekommen. Trotz der Gerichtsurteile zeigen sich die Versorgungsämter weiterhin widerständig und fordern Nachprüfungen, was die Situation für Betroffene erschwert.

 

Fazit
Die Urteile stellen einen wichtigen Schritt zur Anerkennung von Long Covid und ME/CFS als körperliche Erkrankungen dar, doch es bleibt abzuwarten, ob sich die Versorgungsämter daran halten werden. Betroffene müssen weiterhin für ihre Rechte kämpfen.

Quelle: Recherche-Kollektiv Postviral, Martin Rücker, 02.10.2025.