„Auch nach 3 Jahren noch nicht vollständig erholt“

Rotterdam – Viele Patienten, die zu Beginn der Pandemie mit schweren Erkrankungen an COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden, haben sich auch nach 3 Jahren noch nicht vollständig erholt. In einer Kohortenstudie in Lancet Regional Health Europe (2025; DOI: 10.1016/j.lanepe.2025.101290) kam es bei einigen Patienten im dritten Jahr sogar zu einer Verschlechterung der Symptome.

 

Die 344 Teilnehmer der CO-FLOW-Studie waren zwischen Juli 2020 und Oktober 2021 an 7 Kliniken in den Niederlanden behandelt worden. In den ersten beiden Jahren nach der Entlassung waren sie regelmäßig klinisch untersucht worden.

 

Seither werden sie nur noch per E-Mail oder Post befragt. Julia Berentschot vom Medizinischen Zentrum der Erasmus-Universität in Rotterdam konnte jetzt die Antworten von 299 Teilnehmern bei der Befragung nach 3 Jahren auswerten.

Nur 24 % gaben an, dass sie sich vollständig erholt hätten: 63 % klagten weiter über eine eingeschränkte körperliche Fitness, 59 % über Gedächtnisprobleme und 53 % über Konzentrationsstörungen.

Insgesamt 62 % gaben eine schlechte Schlafqualität, 55 % Müdigkeit („Fatigue“), 28 % kognitive Störungen und 36 % eine „Post-Exertional Malaise“ (PEM) an, die das Leitsymptom der Myalgischen Enzephalomyelitis/Chronischen Fatigue-Syndroms ist.

Betroffen waren häufiger Frauen (Odds-Ratio 3,4: 95-%-Konfidenzintervall 1,9-6,0), Patienten mit vorbestehenden Lungenerkrankungen (Odds-Ratio 3,0; 1,7-5,6), Patienten mit Bewegungsmangel vor der Pandemie (Odds-Ratio 2,3; 1,2-4,1) und Patienten, die wegen eines schweren Verlaufs von COVID-19 auf Intensivstation behandelt worden waren (Odds-Ratio 1,8; 1,02-3,0).

Patienten mit PEM litten häufiger gleichzeitig unter Müdigkeit, kognitiven Störungen und Dyspnoe (42 % versus 6 % ohne PEM). Bei ihnen hatte sich der Zustand in den letzten Jahren kaum verbessert. Aber auch bei den einigen anderen Patienten hatten sich zwischen dem 2. und 3. Jahr die Gedächtnisprobleme, die Müdigkeit und die kognitiven Probleme verschlechtert, berichtet Berentschot.

Von den Patienten mit einem bezahlten Job vor ihrer SARS-CoV-2-Infektion waren 44 % auch nach 3 Jahren noch nicht wieder vollständig zur Arbeit zurückgekehrt.

Für Berentschot zeigen die Ergebnisse, dass die COVID-19-Pandemie noch nicht überwunden ist. Beunruhigend sei der hohe Anteil von PEM und die Verschlechterungen, zu denen es bei einigen Patienten gekommen sei. Die wichtigste Einschränkung der Studie ist das Fehlen einer Kontrollgruppe, da die häufig unspezifischen Symptome von Long COVID auch bei anderen Bevölkerungsgruppen auftreten können.