30 bis 40 Prozent bleiben ohne klinischen Befund
Bei rund einem Drittel der Long-Covid-Betroffenen finden Ärzt:innen keine Ursache für teils schwerwiegende Symptome. Forschende in Wien versuchen nun, molekularbiologische Marker mit anderen Diagnoseverfahren zu verknüpfen – das könnte auch Hinweise auf mögliche Therapien liefern.
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Bei einem Großteil der Patient:innen lassen sich konkrete Veränderungen feststellen, die sich symptomatisch oder mit einer Therapie nach aktuellen medizinischen Richtlinien behandeln lassen. So beschreibt Gyöngyösi in einer Publikation aus dem Forschungsprojekt ein Therapieschema, mit dem sich anhaltende Herzmuskelentzündungen gezielt behandeln lassen und die Herzfunktion verbessern lässt. „Aber bei ungefähr 30 bis 40 Prozent finden wir keine klinisch fassbaren Auffälligkeiten. Hier muss man tiefer graben.“
Deshalb sucht ihr Team derzeit nach molekularbiologischen Markern – etwa bestimmten microRNAs, sogenannter zellfreier DNA, in Körperflüssigkeiten oder Proteinsignaturen. „Wir haben zum Beispiel bei 100 Patient:innen die Proteine im Blut analysiert und festgestellt, dass einige verstärkt und andere abgeschwächt vorkommen. Diese Proteine können als Biomarker auf ein entgleistes Immunsystem hinweisen“, so die Kardiologin. Derzeit werden die Resultate in einer größeren Patient:innengruppe bestätigt, doch die ersten Ergebnisse wurden schon jetzt mit einem Preis der amerikanischen kardiologischen Fachgesellschaft gewürdigt.
AI-Zusammenfassung der Studie:
Die Studie mit dem Titel „Several De-Regulated Chemokine Pathways Characterize Long COVID Syndrome“ wurde in der Fachzeitschrift Circulation veröffentlicht und untersucht die Rolle von Chemokinen bei Long COVID. Chemokine sind Signalproteine, die Immunzellen an Entzündungsstellen lenken und eine Schlüsselrolle bei Entzündungsprozessen spielen.
Hauptbefunde:
- Die Forscher identifizierten mehrere Chemokin-Pfade, die bei Long-COVID-Patient gestört sind.
Diese gestörten Chemokin-Pfade könnten als kombinierte Biomarker für die Diagnose von Long COVID dienen.
Darüber hinaus könnten sie potenzielle Zielstrukturen für zukünftige Medikamente darstellen.
Schlussfolgerung:
Die Studie legt nahe, dass die Untersuchung von Chemokin-Pfaden bei Long COVID nicht nur zur besseren Diagnose beitragen könnte, sondern auch neue therapeutische Ansätze ermöglichen könnte.